Den Urlaub genoss man in der Eifel, entlang von Mosel und Rhein, oder bei den holländischen Nachbarn mit dem Wunsch, ja nächstes Jahr, an die niederländische oder belgische Küste zu fahren. Zelten war gross in Mode. In oder angesagt würde erst in der nächsten Generation Schlagwort der Begehrlichkeit werden, für Ziele mindestens auf der anderen Seite des Planeten. Regentropfen trommeln auf die Zelthaut. Die Taschenlampenkontrolle der Nähte erbrachte, hurra, alles dicht, winterliche Vorsorge, frisch imprägniert zahlte sich halt aus! Gegen Morgengrauen würde eh das Kondenswasser des nächtlichen Atem an den Stangen kondensieren und abtropfen, natürlich ins Gesicht, wo sonst?
Ja einen Eriba Puck, oder vielleicht einen Klappi, Scholz Brüderchen, doch ein Weflinger Ei, alle waren angehimmelte Modelle, nicht mehr auf dem kalten Boden liegen nur ein kleines Nebenziel, aufrecht stehend in die Hose steigen und witterungsunabhängig sein, dass war‘s. Heizung, Licht und Wasserinstallation, gar warmes Wasser aus dem Hahn beschäftigte einen nicht. Gab es wohl für die Luxusklasse der Benze mit Wilk, Dethelffs, Tabbert und wie sie alle hiessen, am Haken, der niederländische Grundausstatung zu sein schien.
Zur guten Ausstattung der Campingplätzholland-lambo mit ahk.jpge zählte eine lange Spültheke, wo nach der Mittagszeit beim gemeinsamen Spülen der Utensilien in den grossen roten oder blauen Spülschüsseln, welche ausnahmslos von unseren sozialitischen Brüdern stammten – also ohne diese ging nun wirklich nicht – ein wesentlicher Teil des sozialen Zusammenleben der Camper erfolgte. Zurück am Zelt mit sauberen Töpfen, informiert über interessante Ausflugsziele, Treffs und verabredet zum Ping-Pong an der Rezeption, den Tag bis in den Abend erfolgreich organisiert. Der Schlafsack lag noch auf der Isetta, zum Lüften und als Sonnenschutz bewahrte dieser Hab und Gut. In the Summertime von Mungo Jerry trällerte alle zwanzig Minuten aus dem nachbarlichen Blaupunkt Bajazzo Kofferradio, was erst recht niemanden störte und verbreitete dieses nie mehr wiederkommende unsagbare Gefühl des absoluten Lebensgenuss. Ja, hübsch war sie und so anders, die Toni, wenn ich es richtig verstanden hatte aus der Gegend von Den Haag. Schlief man auch im Zelt, die Isetta war Lager, Kleiderschrank und Wertfach für alles Nützliche und auch nicht gebrauchtes. Jeder Ausflug verursachte ein grosses Aufräumen, Teile ins Zelt und wertige unter die Sitzbank, auf zu neuen Zielen.
Da kam er, Lebensziel auf Rädern und parkte vor einem eingezäunten Weippert-Doppelachser auf gepflegtem englischem Dauercamperrasen. Als die Herrschaften ausgestiegen und ausser Sicht waren bin ich sofort hingelaufen. Was für ein Traum, hier konnte ich ihn in aller Ruhe ansehen, huschte er doch das eine mal nur schnell vorbei, wo ich ihn erspähte und erlaubte keine Neugier. Frua stand auf der super eleganten Seitenlinie, Glas 3000 GT auf dem Heck, der zehnfache Hubraum und mehr, schier unvorstellbar, dieser Klang, der Ausdruck der ungezügelten Kraft und diese bestechende Eleganz der schaufenstergrossen Verglasung. Das da, das ist das Ziel, gefrustet nach dem Urlaub lustlos an die ungeliebte Arbeit, das Leben in Job und Life trennend war noch nicht erfunden, dieser seltene Anblick würde für Jahre Kraft spenden und Schwung, es ging weiter und aufwärts.
Wieder Zuhause dauerte es noch geraume Zeit, bis auch in der letzten Ecke kein Zeltplatzsand mehr auftauchte, manchmal glaube ich einzelne Sandkörner noch heute zu finden. Das Studieren der Typenschilder mit der ernüchternden Erkenntnis, dass eigentlich alle Wohnwagen die Anhängelast der Isetta übersteigen, nur der Weflinger würde gehen, geriet ins Vergessen. Der nächste Wagen würde größer und stärker, ganz neue Perspektiven eröffnen. Jahre später, mit der zehnfachen Motorleistung die gleichen alltäglichen Dinge erledigend, würde es mich kalt erwischen, dieser Gedanke von ehedem, der Wunsch war nur eingefrohren, hatte nie an Fastzination verlohren und brach nun gänzlich hervor. Der Rapido wurde mein, er war so schön, ich konnte nichts dagegen tun!
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