Der Anfang war das Ei!
Während der üblichen Geschäftszeit übte ich mich in der Beherrschung meines Berufes durch Erlernen des Selbigen.
Mobile.de, Autoscout und dergleichen waren noch nicht erfunden, auch an Gazetten mit einem großzügigen Anzeigenteil war nicht zu denken, wegen hoher Gebühren der derselben und in Abstinenz von schwarzen Brettern der Supermärkte ging es von Mund zu Mund. Ich fragte meinen „Herrn Papa“, ob er nicht für mich ein Auge offen halten könne, nach einem alten, preiswerten, kleinen, sparsamen nicht zu teuren Auto, aber noch gut in Schuss und mit TÜV!
Ja, so war das, völlig im Gegensatz zu heute, waren dies die Mindestvoraussetzungen für den Kauf eines bedachten Vehikels und auf keine der Bedingungen konnte verzichtet werden.
Es war Spätherbst 1972 und noch einen Winter mit dem Moped wollte ich nicht durchstehen, im Letzten war mir das Lied an die Pupille gefroren und der Chef stinke sauer, als ich nach einer Stunde neben dem Ofen mich immer noch nicht bücken konnte.
Der Traum von einem kleinen schnuckeligen Fiat 500 wuchs nächtlich, nahm immer klarere Gestalt an, Heizung, trocken an die Arbeit kommen, ohne eingeweichte Butterbrote und die Thermosflasche würde ich auch nicht mehr verlieren können. Nun es ginge auch ein R 4, der war zwar nicht so schön, zugegeben aber noch besser und vor allem wirtschaftlicher und zweckmäßiger, nur leider war der Renault auch eine Klasse teurer.
Viel zu früh meldete sich mein Vater. Samstags machte ich früher Feierabend und mein alter Herr fuhr mit mir ohne große Worte los, hin zu dem vermeintlichen Objekt. Wir sprachen nicht viel, weil ich noch nach der Erklärung rang, weshalb alles viel zu schnell ging und ich noch nicht genügend gespart hatte. Angekommen grübelte ich schon, ob mein Vater die Fragen nicht zu wörtlich ausgelegt hatte, denn wir standen auf dem Hof eines renommierten Aachener Stahlhandel und in dieser Funktion auch Schrottverwerter. Vater hatte Tags zu vor alte Beschläge abgeliefert und mit dem Leiter die Sache perfekt gemacht: „Bis morgen rührt keiner die beiden an!!!“
Mich traf der Schlag, wie konnte ich hier nur wieder weg, aus der Situation heile raus kommen? Alle würden mich auslachen. Mit meinem Zweirad war ich unangefochten der Schnellste, weil wieder neue Frisierteile verbaut waren. Und nun dass, oben auf einem Haufen undefinierter Autos aller Marken, ich konnte plötzlich keine Einzelnen mehr erkennen, trohnten zwei Isettas?!?Ich war erstarrt. Im feinen Tuchanzug nahte schon der Leiter, Herr Risse, wie er sich dann vorstellen sollte, und ich vernahm nur den Rest des Gespräches. Aus meinen schlimmsten Gedanken und deren Verwirrung erwachend, hörte ich mein Vater sagen:, „Klein und sparsam“! Auf der Zunge hatte ich „und kleiner geht nicht“ aber das traute man sich noch nicht, die Jahre der antiautoritären Erziehung würden noch kommen.
Wir gingen in die große Wiegehalle, Herr Risse in dem feinen Tuchanzug nahm hinter seinem dunkel gebeizten Eicheschreibtisch platz, von dem er alles überblicken konnte und schaute in einem großen Buch, „ah, da ist es ja, 400 kg“, er dachte einen Moment nach, ich verstand überhaupt nichts, was, wie, 400, vierhundert, was hatte er gesagt, er sah mich an und sagte dann mit gewichtiger Stimme in der schallenden großen Halle, 135,- D-Mark.
Ich war noch immer nicht Herr meiner Schuhe und suchte verzweifelt nach einem Ausweg, die Ersparnisse würden reichen, aber doch nicht für die Dinger, als ich mich stottern hörte „das Stück“?
In seiner würdigen Art und Gelassenheit griff er einen mir wahllos erscheinenden Ordner aus einer Regalwand grübelte über die Register und griff dann zielsicher nach den zugehörigen KFZ-Briefen, die natürlich noch Pappen waren, und schlug darin nach, Leergewicht 370 kg, „also für beide“ sprach er.
Nun löste sich doch endlich meine Verspannung und es ging alles sehr schnell, eine kräftige Gestalt erhielt Weisung mit einem riesigen Gabelstapler die Teile in Bodenkontakt zu bringen. Wie Vater und ich die Dinger heim in unser Dorf brachten, habe ich vergessen. Jedenfalls fahre ich seitdem Isetta, mit zeitlichen Stillständen, wenn mal wieder was nicht zu bekommen war, eine Teileversorgung von heute hätte in den Siebzigern jeder als Sciencefiction lachend mit der Frage beantwortet, wovon träumst du nachts
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